Heimatverein Rankbachtal e.V. Renningen und Malmsheim
Heimatverein Rankbachtal e.V.  Renningen und Malmsheim

Einzelne Exponate

Historischer Torpfosten im Hof des Heimatmuseums

 

Fast fünf Jahrzehnte lang stand er etwas vergessen und kaum beachtet in einer Ecke des Parkplatzes am Alten Feuerwehrhaus in Malmsheim: Der steinerne Torpfosten von 1782 mit seiner Gedenkinschrift. An diesem Platz war er nun zunehmend gefährdet – durch die Witterung, parkende Fahrzeuge und nicht zuletzt auch durch die  Baumaßnahmen zur Kindergartenerweiterung.

 

Der Heimatverein hat deshalb veranlasst, dass der Stein im Lauf des Juli 2022 in den Eingangsbereich des Heimatmuseums versetzt wurde. Dort ist er mehr im Blickfeld der Öffentlichkeit, vor Witterungseinflüssen geschützt und ergänzt zudem das dort schon bestehende kleine Lapidarium.

Der Torpfosten am neuen Platz am Heimatmuseum

 

Seinen ursprünglichen Standort hatte der Pfeiler bis Mitte der Siebzigerjahre des

20. Jahrhunderts neben dem (heute abgebrochenen und neu erbauten) Haus Merklinger Straße 23, direkt am Gehwegrand. Dort war er einer von zwei Torpfosten, die die Einfahrt zu einem großen Garten („Schulzengarten“) flankierten und jeweils einen Torflügel trugen. Die Situation ist auf einem Aquarell des Malers Oskar Elsässer aus dem Jahr 1912 gut zu erkennen.

Die Merklinger Straße in Malmsheim mit Blickrichtung Kirche, rechts der Eingang zum "Schulzengarten". Aquarell von Oskar Elsässer, 1912.
Der Stein am letzten Standort auf dem Parkplatz am Alten Feuerwehrhaus Malmsheim

 

Der Stein besteht aus zwei Teilen: Einem viereckigen Pfeiler, der im oberen Teil eine Inschrift trägt, und einem aufwendig gearbeiteten barocken Zieraufsatz. Auf der Rückseite des Pfeilers haben sich noch drei eiserne Kloben zum Einhängen eines Tors und ein Bügel für eine Verriegelung erhalten.

 

Die Inschrift unterhalb der Jahreszahl 1782 lautet wie folgt:

 

IOH. IAC. RED=

WIZ SCHULDHEIS.

U. SEINE EH-FRAU

ANNA BARBARA

WEILAND HERRN

IOHANN BESSERER

SCHULDHEISEN

U. DESSEN EH-FRAU

ANNA BARBARA

GEB. SCHNEIDERIN

EHL. TOCHTER

Die Gedenkinschrift von Johann Jakob Redwiz und seiner Ehefrau Anna Barbara

 

Der erwähnte große Garten an der Merklinger Straße gehörte einst Johann Jakob Redwiz und seiner Ehefrau Anna Barbara.

 

Johann Jakob Redwiz war Schultheiß in Malmsheim von 1771 bis 1808 – für die damalige Zeit außerordentlich lang. Er stammte aus Dürrmenz (heute Mühlacker-Dürrmenz) und war der Sohn des dortigen Adlerwirts. Seine Frau Anna Barbara war die Tochter des Malmsheimer Adlerwirts Johannes Besserer. Dieser war als Schultheiß (1765 bis 1771) der Vorgänger seines Schwiegersohns Redwiz, der von ihm auch den „Adler“ übernahm (das stattliche Gasthaus zum Adler stand an der Stelle des heutigen Gebäudes Calwer Straße 2 und ist 1915 abgebrannt).

 

Das Ehepaar Redwiz war sehr wohlhabend – das Vermögen hatte Johann Jakob teils aus Dürrmenz mitgebracht, teils stammte es von Anna Barbara – als Mitgift und als Erbe. Sie hatte als einzige von dreizehn Geschwistern ein höheres Alter erreicht und ihren Vater überlebt. Die beiden Eheleute haben in Malmsheim zahlreiche – noch heute durch Inschriften sichtbare – Spuren hinterlassen.

 

Dazu gehört das prächtige Epitaph (Grabdenkmal) von 1771 an der südlichen Außenwand der Germanuskirche für den Vater bzw. Schwiegervater Johannes Besserer, auf dem die familiengeschichtlichen Zusammenhänge ausführlich dargestellt sind. 

 

Zu Weihnachten 1772 stiftete das Paar wertvolle Abendmahlsgeräte (Hostienteller, Patene und Kelch) für die Kirche.

 

Von 1782 stammt unser oben beschriebener Torpfosten vom Schulzengarten.

 

Im Jahr 1784 wurde das Malmsheimer Rathaus während der Amtszeit von Johann Jakob Redwiz neu erbaut und mit einer Inschrift über dem Haupteingang versehen.

 

Der einstige Wohnsitz des Ehepaars Redwiz besteht allerdings nicht mehr: Bis zum Brand 1915 stand auf dem Platz des heutigen Gebäudes Calwer Straße 4 ein kleines spätbarockes Palais mit Mansardendach, das Johann Jakob Redwiz auf dem Grundstück neben dem „Adler“ hatte erstellen lassen.

Das ehemalige Gebäude Calwer (Weil der Stadter) Straße 4, vor 1915

E.S.

Wegstein und Grenzstein aus dem Tiefental bei Malmsheim

 

Im Hof des Heimatmuseums stehen - in einer besonderen Einfassung - nebeneinander zwei ungleich große Steine. In gleicher Konstellation standen diese Steine einst im hinteren Tiefental, an der Grenze zwischen Malmsheim und Heimsheim, östlich der Kreisstraße am Waldrand.

Wegstein und Grenzstein im Museumshof

Beim größeren Stein handelt es sich um einen Wegstein mit der Nennung der angrenzenden Orte und mit Entfernungsangaben. Der kleinere Stein ist der eigentliche Grenzstein von der Gemarkungsgrenze Malmsheim/Heimsheim.

 

Verursacht durch den Sturm "Lothar" im Dezember 1999 und die dann nachfolgenden Aufräumarbeiten wurden die Steine um ursprünglichen Standort umgerissen, beschädigt und blieben längere Zeit im Wald liegen.

 

Um weitere Schäden oder ein Verschwinden zu vermeiden, sind die Steine dann von Alfred Schautt geborgen und in Abstimmung mit dem Staatlichen Vermessungsamt Böblingen auf seinem Hofgrundstück am Zeilwasen gelagert worden. Als Alfred Schautt ins Pflegeheim gehen musste, war es ihm ein großes Anliegen, dass die beiden Steine einen Platz im Heimatmuseum finden sollten.

 

Im Jahr 2011 - also genau 200 Jahre nach der Herstellung des Wegsteins - wurden die Steine auf Veranlassung de Heimatvereins zum Steinmetzbetrieb Haarer & Schwämmle gebracht und dort von unsrem Mitglied Klaus-Dieter Haarer fachgerecht repariert, ergänzt,  gereinigt und anschließend im Hof des Museums aufgestellt. Die feierliche Enthüllung erfolgte am 28. Januar 2012 in Anwesenheit auch einer Delegation aus Heimsheim.

Steinmetzmeister Klaus-Dieter Haarer (Mitte) mit Mitarbeiter und Reinhold Alter (rechts) vom Heimatverein bei der Aufstellung der Steine

 

I. Der Wegstein

Der (größere) Wegstein trägt auf der einen Seite in Frakturbuchstaben die Inschrift:

 

Ende der

Malmßheimer

Marckung

nach Malmßheim

960 rut

 

Die Malmsheimer Seite des Wegsteins

Auf der anderen Seite des Wegsteins steht geschrieben:

 

Ende der

Heimßheimer

Marckung

1042 RUT

Die Heimsheimer Seite des Wegsteins, links ist die Jahreszahl 1811 und das Kreuz zu erkennen

Die jeweilige Entfernung ist in "Ruten" angegeben, eine Rute (=10 Fuß) entsprach damals der Länge einer Messlatte. Eine württembergische Rute entspricht 2,86 Meter. Die Entfernung nach Malmsheim betrug also rd. 2,75 Kilometer, die nach Heimsheim rd. 2,98 Kilometer.

Angaben von Entfernungen auf Wegsteinen sind - im Blick auch auf ähnliche Wegsteine in unserer Gegend - sehr ungewöhnlich. Vermutlich hat es im vorliegenden Ausnahmefall seinen Grund darin, dass weder Malmsheim noch Heimsheim vom Standort des Steins einsehbar waren. Somit konnten die Entfernungen von ortsunkundigen Fuhrleuten oder Wanderern nicht abgeschätzt werden.

 

Auf der dritten Seite des Wegsteins steht die Jahreszahl 1811 als Datum der Steinsetzung. In diesem Jahr 1811 wurden auch in anderen Gemeinden in unserer Umgebung gleichartige Steine aufgestellt (z.B. in Hausen a.d.W.). Was der Anlass war, ob es eine entsprechende Vorschrift gab, bleibt offen. Ein Jahr zuvor, 1810, hatte das neugebildete Königreich Württemberg seine letzten territorialen Veränderungen erfahren, die Verwaltungsstrukturen wurden unter König Friedrich erneuert und vereinheitlicht. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang.

 

Auf dieser dritten Seite ist auch - von ungelenker Hand - ein Kreuz eingemeißelt. Hier sollte wohl die Möglichkeit für eine kurze Andacht geschaffen werden.

 

Ein weiterer gleichartiger Wegstein hat sich an der Straße nach Merklingen, an der Gemarkungsgrenze auf dem "Rot" erhalten. Er trägt keine Entfernungsangaben, die beiden Orte Malmsheim und Merklingen waren ja in Sichtweite zu erkennen. Dieser Stein wurde einst bei Straßenausbauarbeiten versetzt und ist dabei auseinander- gebrochen. Danach wurde nur das obere Teilstück wieder eingesetzt. Die Inschrift auf der westlichen Seite ist noch zu entziffern:

 

Ende der

Merklinger

Markung

 

Auf der östlichen (Malmsheimer) Seite lässt sich nur noch feststellen, dass sie einst auch beschriftet war.

Der Wegstein auf dem "Rot" an der Straße nach Merklingen

Ähnliche Wegsteine finden sich außerdem in einigen Gemeinden der näheren Umgebung, so beispielsweise in Merklingen, Hausen und Münklingen. Auch auf dem Mönchlau an der Grenze zwischen Malmsheim und Weil der Stadt steht ein Wegstein mit der Jahreszahl 1811. Hier handelt es sich allerdings um eine 1994 aufgestellte Kopie, das Original befindet sich heute im Bauhof der Stadt Weil der Stadt.

Wegstein an der Grenze zwischen Hausen und Münklingen am Weg zum Büchelberg

 

II. Der Grenzstein

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Wegstein stand einst der (kleinere) Grenzstein. Auch er ist auf drei Seiten beschriftet, auf der Oberseite zeigt außerdem eine "Weisung" die Grenzverläufe an.

 

Auf der vorderen Seite sieht man die Jahreszahl "1724", darunter das Wappen der Freiherren von Gemmingen, ganz unten dann noch die Buchstaben "RLVG".

Der Grenzstein im Museumshof

Die letztgenannten Buchstaben deuten auf Reinhard Ludwig von Gemmingen hin. Er ist 1681 in Mühlhausen a.d.W. geboren und 1726 dort auch gestorben. Die Freiherren von Gemmingen hatten im 15. Jahrhundert nach dem "Schleglerkrieg" große Teile von Heimsheim erworben. In der Folgezeit wurde Heimsheim durch Verkäufe nach und nach württembergisch. Die Gemmingen zogen sich in das beiderseits der Würm gelegene "Biet" zurück und residierten fortan in Mühlhausen, Tiefenbronn und Steinegg. Sie hatten aber weiterhin Besitz und Rechte in Heimsheim, darunter war auch ein Waldstück an der Grenze zu Malmsheim. Offensichtlich ließ Reinhard Ludwig von Gemmingen im Jahr 1724 neue Steine setzen. Dies war vermutlich deshalb geschehen, weil der württembergische Herzog Eberhard Ludwig im selben Jahr das Städtchen Heimsheim als Lehen an seinen Oberhofmeister Friedrich Wilhelm von Grävenitz gegeben hatte und Reinhard Ludwig wohl seinen Besitz deutlich markieren wollte.

Das Wappen der Freiherren von Gemmingen in farbiger Fassung

An den Schmalseiten trägt der Grenzstein die Buchstaben "H" (Heimsheim) und "M" (Malmsheim), die Malmsheimer Seite ist zudem mit einer laufenden Grenzsteinnumerierung (132) versehen. Der Stein markierte somit sowohl die Gemeindegrenze Malmsheim/Heimsheim als auch den Waldbesitz der Freiherren von Gemmingen.

E.S.

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71272 Renningen-

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